Der Orgelbau in der Alten Pfarrkirche · Frühjahr 2021

Die Orgel in der Kirche hat im März und April 2021 Form und Farbe angenommen. In Absprache mit der Denkmalschutzbehörde, den Farbrestauratoren, Fa. Kristian Wegscheider und der Orgelkommission der Kirchengemeinde wurde die Farbfassung anhand einer Probefassung an einer Säule im Prospekt am 6. April abgestimmt.

Im Inneren der Orgel wurden die Ton- und Register-Trakturen montiert, die Windkanäle gelegt und alles vorbereitet für das Setzen der Pfeifen. In den folgenden Wochen bis Anfang Juni werden die Pfeifen nach und nach eingesetzt und intoniert. In dieser Zeit bleibt die Kirche weiterhin geschlossen. Im Juni wird die Kirche auch wochentags wieder eine „Offene Kirche“ sein.

Die neue Orgel ist da!

Nun ist sie tatsächlich da, unsere neue Orgel! Wenn man vom vorderen Kirchenschiff zurückblickt, möchte man meinen, auf der Empore habe nie etwas anderes gestanden. So harmonisch fügt sich das Instrument im Stil von Carl August Buchholz in das Kirchenschiff ein, so selbstverständlich nimmt es die neogotischen Stüler-Bögen in seinem Prospekt auf.
Und ihr Klang? Um es kurz zu machen: Die Orgel klingt wunderbar. Die Orgelbauwerkstatt Kristian Wegscheider baute unsere Orgel mit der DNA einer Buchholz-Orgel – und intonierte sie für unsere Kirche. Die Töne ihrer 27 Register füllen, selbst im zarten Piano, die Kirche bis in den letzten Winkel.

Mit großer Expertise und unendlicher Liebe zum Detail schufen die Orgelbauer dieses majestätische Kunstwerk in historischer Bauweise in der Dresdner Werkstatt. Binnen drei Monaten haben sie es schließlich in unserer Kirche eingebaut und intoniert. Welch ein Meisterwerk!

Auf dass unsere Orgel klingen möge und das Herz ihrer Zuhörer beseelt und erhebt.

 

Dokumentation zum Orgelbau.

April 2021 – der Orgeleinbau

Die Farbfassung

In Absprache mit der Denkmalschutzbehörde, den Farbrestauratoren, Fa. Kristian Wegscheider und der Orgelkommission der Kirchengemeinde wurde die Farbfassung anhand einer Probefassung an einer Säule im Prospekt am 6. April abgestimmt.
Die Restauratoren mischten in den Tagen zuvor zunächst drei Varianten an Grautönen an, die den Schattenfarben der Wände nahe kamen, wo sich in Absprache mit der Orgelkommission für ein „rötliches“ Grau entschieden wurde. Mit diesem Farbton ordnet sich die Orgel in den Raum der Orgelempore ein.
In einer weiteren Absprache mit der Denkmalbehörde wurde sich auch entschieden, die zurückgesetzten Relieffelder mit einer dunkleren „Schattenfarbe“ zu versehen. Eine Goldkontur wurde zur Betonung der Spitzbögen gezogen.

Die Intonation

Die ersten Töne sind zu hören. Die Principal-Pfeifen im Prospekt sind die ersten Pfeifen, die der Intonateur Markus Zoitl bearbeitet hat. Hier eine erste Hörprobe aufgenommen aus dem Inneren der Orgel:

Über das Zusammenspiel von Klangcharakter, Lautstärke und Stimmung als die bestimmenden Elemente der Intonation erzählt der Intonateur Markus Zoitl im Interview mit Ulrike Queißner.

März 2021 – der Orgeleinbau

Am 8. März kamen die erste große Lieferung des Orgelgehäuses und Kristian Wegscheider mit fünf seiner Orgelbauer nach Berlin. Innerhalb von 3 Stunden war der Laster ausgeladen und die Kirche voller Holzteile.

Am 9. März kam die zweite Lieferung und die Teile wurden weiter auf den Emporen verstaut. Der Rahmen für die Befestigung an der Wand wurde hergerichtet.

In den folgenden Tagen wurde der Gehäuserahmen gebaut, die großen Pfeifen hinten links und rechts eingesetzt und bereits die ersten Prospektbestandteile montiert.

Am 12. März wurde die Prospektkrone montiert und u.a. der erste Windkanal gelegt. Die Kirche ist wieder im unteren Teil begehbar. Die Vesper für die Orgel mit dem „Quartett Claude“ am 13. März kann im Kirchraum stattfinden.

In der zweiten Orgeleinbauwoche wurde u.a. das Schwellwerkgehäuse in der Mitte oben eingebaut. In diesem Schwellwerkkasten finden 9 Pfeifenregister Platz. Mittels einer Mechanik, die vom Organisten oder der Organistin mit einem Schwelltritts ausgelöst wird, können die Türen an den Seiten des Gehäuses geöffnet und geschlossen werden. Dadurch wird ein an- und abschwellender Klangeffekt erzeugt. Schwellwerke sind Orgelbauerfindungen des 19. Jahrhundert. In der 1832 erbauten Orgel im Dom zu Greifswald stellte Carl August Buchholz erstmals ein Werk in einen Schwellkasten im Unterbau einer Orgel.

Auf den Fotos ist zu sehen, dass die Wellenbretter am Boden des Schwellkastens bereits montiert sind. Die Pfeifen und die Trakturen werden in der nächsten Woche eingesetzt. Die Türen am Schwellwerksgehäuse wie die anderen Orgeltüren gleichen in ihrem Aufbau Buchholz’schen Vorbildern.

Januar 2021 · Die ersten 26 Pfeifen sind da!

Bautagebuch #2: 28.1.2021

Heute brachten Kristian Wegscheider und sein Kollege aus der Dresdner Werkstatt die ersten Holzpfeifen. Sie bilden das 16′-Register Violonbass (dem Kontrabass nachgebildet). Zu dem Register gehören 27 Pfeifen aus Kiefer, die tiefsten und größten messen knapp 5 Meter. Die allertiefste jedoch passte nicht in den Transporter und wartet geduldig weiter in der Dresdner Werkstatt (mit den über 1000 anderen fertigen Pfeifen) auf den Transport. Mit Hilfe eines Krans wurden die Pfeifen auf die Empore gehievt und dort gelagert.

Das Register Violonbass ist eines von den drei größten 16-Fuß-Registern und gehört zum Pedalwerk.

Für ein paar dieser schönen und gewaltigen Holzpfeifen können übrigens noch Patenschaften abgeschlossen werden!

November 2020 · Der Baufortschritt in der Dresdner Werkstatt

Bei dem sonnigen Herbst-Reisewetter ist das wunderschöne Tischlerei-Gehöft besonders einladend. Nach langem Leerstand hauchte ihm der Einzug der Orgelbauwerkstatt 1994 neues Leben ein. Heute genießen wir eine exklusive Führung mit Werkstattleiter Matthias Weisbach, Orgelbauer Christian Mrzik und Hartmut Schütz aus der Metallwerkstatt.
Jedes einzelne Gewerk erschließt sich schnell durch funktional eindeutige und stets luftig-übersichtliche Räume, in denen die vielfältigsten Holzsorten duften und in edelster Präzisionsarbeit glänzen. Dass sich unsere ursprünglich geplante, 40-köpfige Besuchergruppe hier hätte durchschlängeln sollen, wagen wir uns jetzt nicht auszumalen. Aber Conferencier Kristian hätte natürlich auch das gemeistert… Immerhin ist heute gut Platz zum Fotografieren.