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Predigt im Familiengottesdienst · 4. Advent · 18. Dezember 2022 · Pfr.Michael Hufen

Posted on Dez 19, 2022 in Predigten


Kurzpredigt nach dem Krippenspiel

Liebe Gemeinde

Herodes hatte ganz Recht:

„es gibt nichts Gefährlicheres als Kinder, denn sie werden alle mal groß.“

Und auch die letzten Sätze im Krippenspiel sollten wir bedenken:

„Aber als sie auch an den Stall kamen, da versperrten ihnen
die Engel den Weg und sie kamen nicht weiter.
Und Maria nahm ihr Kind und so flohen sie in die weite Welt.
Nehmt es in acht, ihr alle, und helft ihm, nehmt es sehr in acht!“

Das gerade gesehen Krippenspiel ist ungefähr 50 Jahre alt.

Es ist aber gar nicht alt – es ist hochaktuell.

So wie die Weihnachtsgeschichte trotz ihres wahrhaftig biblischen Alters von bald 2000 Jahren immer wieder hochaktuell ist, auch wenn wir Menschen sie allzu gerne in den Bereich der Mythen und Geschichten von damals abschieben wollen.

Die Kinder – die groß werden

und

Das Kind – das wir alle in Acht nehmen, ihm helfen sollen.

Wir Erwachsenen würden wohl alle ohne zu zögern zustimmen, dass unsere Kinder die Zukunft sind, dass wir sie – so gut wir es eben vermögen – behüten, begleiten und aufs Leben vorbereiten wollen. Wir sind da sehr bemüht und einfallsreich. Tun alles mit besten Absichten.

Und stellen doch fest, dass manches, was wir tun und allzu oft gerade auch das, was wir unterlassen zu Ergebnissen führt, die wir so doch eigentlich gar nicht wollen.

Ja unsere Kinder werden groß und das ist nicht nur für Herodes etwas „Gefährliches“. 

In welcher Welt werden sie leben? Und welchen Anteil haben wir Erwachsenen am Zustand dieser Welt?

Allbekannt ist, dass wir ungebremst und munter dabei sind diese Welt in nie gekannten Maß zu verändern und auch zu zerstören – Klimakonferenzen hin und Artenschutzkonferenzen her.

Wie ist es dann aber um die Freiheit des Einzelnen in dieser Welt bestellt?

Um die Meinungsfreiheit und die Freiheit das persönliche Leben selbstverantwortlich zu gestalten, solange ich nicht die Freiheit anderer Menschen einschränke?

Mit welchen Traditionen und Wertevorstellungen versuchen wir unsere Kinder aufwachsen zu lassen und welche prägen sie darüber hinaus?

Da sind wir – und ich behaupte, nicht nur weil wir in der Kirche sind – bei DEM Kind, dem wir helfen, das wir in Acht nehmen sollen.

Wir sollen auf die Stimme dieses Kindes hören und das, was der dann erwachsene Jesus gesagt hat. 

Alle Menschen sind gleich. 

Und das Recht wird triumphieren. 

Nicht das Recht derer die meinen das Rad der Geschichte zu drehen und die Menschenrechte nach ihren Interessen biegen und verbiegen, die uns vorschreiben wollen, dass Menschenrechte nur in Geltung sind, wenn sie ihren Interessen dienen. 

Die Rechte der Menschen gelten ob ich arm oder reich bin, in Kiew oder Moskau, Berlin oder Teheran lebe, sie gelten in den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien, Jemen, Irak und Syrien, genauso wie in der Ukraine. Auch wenn uns das nicht gefällt oder wir so gerne mit verschiedenem Maß messen.

Jesus tat das nicht, er veränderte diese Welt – nicht mit Freunden an den Höfen der Mächtigen dieser Welt, sondern mit den Armen und Verachteten. Mögen diese auch naiv und unbedarft gewesen sein.

Mögen die Menschen, die von Frieden und Gerechtigkeit, von einer fairen Verteilung der Reichtümer aber auch der Lasten dieser Welt träumen, ausgelacht und an den Rand gedrängt werden. Sie werden diese Welt revolutionieren.

Matrin Luther King schreibt über diese Menschen – zu denen er sich selbst zählte: „In unserer Arroganz, Gesetzlosigkeit und Undankbarkeit werden wir für menschliche Gerechtigkeit, Brüderlichkeit, sicheren Frieden und Fülle für andere kämpfen. Wenn wir dieses Ziel erreicht haben – im Geist unerschütterlicher Gewaltlosigkeit -, dann, in leuchtendem Glanz, wird die christliche Ära wahrlich beginnen.“

Lasst uns das Kind bewahren, lasst unter uns seine Liebe lebendig bleiben und lasst uns daran festhalten, dass eine Welt ohne Krieg der beste Weg zum Frieden ist.

Amen