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Verabschiedung von Regine Holz in den Ruhestand

Posted on Okt 17, 2022 in im Kiez, Nachrichten, Predigten
Verabschiedung von Regine Holz in den Ruhestand

9.10.22 in der Alten Pfarrkirche Pankow · Pfarrerin i.R. Ruth Misselwitz

Liebe Regine,

in Vorbereitung auf diesen Tag haben wir mehrere Stunden zusammengesessen und die 33 Jahre, die du in unserem Kindergarten gearbeitest hast, an uns vorüberziehen lassen. Hier nun ein kurzer Rückblick.

Am 1. Oktober 1989 hast Du deinen Dienst im Kindergarten unserer Gemeinde begonnen. Der befand sich damals noch im Gemeindehaus in der Hadlichstraße und es war mitten in den Wirren des turbulenten Herbstes 89. Alles war im Umbruch und im Neuanfang, so auch Du. Susanna und Uta sind diejenigen, die dich in der ganzen Zeit bis heute begleitet haben.

Ab 1991 hast du die Leitung übernommen und über 30 Jahre den Kindergarten durch alle Höhen und Tiefen geführt. Da waren zuerst die baulichen Maßnahmen in der Hadlichstraße. Das Gemeindehaus befand sich in einem jämmerlichen baulichen Zustand, so auch der Kindergarten. Schwammbeseitigung, Toilettensanierung, Fussbodenerneuerung und Hofgestaltung prägten die ersten Jahre nach der Wende, um überhaupt den neuen westlichen Standarts zu genügen, die uns nun vom Gesundheitsamt auferlegt wurden.
Das Mittagessen wurde mit dem Bollerwagen aus der Küche der Zigarettenfabrik geholt, stolz begleiteten ein oder zwei der älteren Kinder diesen Umzug. Du hast Vorhänge für die Fenster und Kostüme für das Krippenspiel genäht und daneben auch noch den Dachverband für evangelische Kitas VETK aufgebaut. Mit Regina Finke hast du die Kitaberatung und die Zusammenarbeit der Kindergärten im Kirchenkreis installiert, um so den neuen pädagogischen Ansprüchen gerecht werden zu können. Es war ein harter, ein zäher Kampf um Anerkennung und Gleichstellung der Kindergärten in Ost und West.

Die Gemeinde musste sich in den 1990ziger Jahren ganz neu aufstellen. Alle Gebäude standen unter Denkmalschutz und mussten saniert werden, das Geld aber war nicht vorhanden. So wurden Immobilien verkauft, und alle Kraft und Finanzen in die beiden Häuser: Kirche und Gemeindehaus in der Breiten Straße gesteckt.

Der Kindergarten gehörte zu dem Arbeitsbereich, den der GKR unbedingt in das neue Haus mitnehmen wollte. Der Bau des Kindergartens in der Breiten Straße aber galt als Neubau und es mussten somit alle Genehmigungen für einen Neubau beantragt werden. Das Berliner Konsistorium wollte diese nicht erteilen, weil der starke Geburtenrückgang zu Schließungen von vielen Kindergärten führte und diese nicht als zukünftsfähig galten. Ich schrieb damals einen Brief an das Konsistorium mit der Mahnung: Unser Kindergarten wurde 1920 gegründet, er überlebte die Weltwirtschaftskrise, das Dritte Reich, den Zweiten Weltkrieg und die kommunistische Herrschaft. Nun soll er in der Bundesrepublik geschlossen werden? Wir erhielten die Genehmigung. Zusammen mit dem Architekten Hoffmann, dem GKR, vertreten durch Dr. Kleinau, den Eltern und Regine Holz wurde ein Konzept für die Innenräume und den Hof erarbeitet, das sich bis heute bewährt hat.

2001 war der Umzug in die Breite Straße – die Hälfte der Erzieherinnen war im Schwangerschaftsurlaub. Durch eine kluge, aber auch aufwenige Personalbesetzung musstest Du, Regine, den Betrieb am Laufen halten. Die Teilzeitanstellungen ermöglichten eine variable Arbeitsverteilung innerhalb des Personals, die den Kindern einen kontinuierlichen Personalbestand sicherte. Die Kräfte aber sind auch bei Dir begrenzt. Die wilden und anstrengenden 1990ziger Jahre hinterliessen ihre Spuren.

2003 kam der Schlaganfall. Ein Jahr hast Du gebraucht, um wieder auf die Beine zu kommen. Die Gemeinde und deine KollegInnen haben dich nicht aufgegeben.

2004 hast du dann wieder angefangen zu arbeiten, erst mit dem Hamburger Modell, dann teilerwerbsgemindert. Nun hast du nur noch Leitungsaufgaben übernommen. Das Berliner Bildungsprogramm erforderte ein ständiges Qualitätsmanagment, Konzeptevaluation und Weiterentwicklung. Oft sah man das Licht in deinem Büro oben im Gemeindehaus bis in die späte Nacht brennen. Ihr habt als Team all diese Herausforderungen sehr gut gemeistert und unser Kindergarten hatte immer einen guten Ruf.

Liebe Regine, Du hast in unserem Gespräch immer wieder diesen Satz gesagt:
Diese Arbeit, das war mein Ding.

Du hast dich in dieser Arbeit selber weiter entwickelt, Du bist daran gereift und hast unschätzbare Erfahrungen gesammelt. Höhepunkte in diesen Jahren waren die Martinsumzüge mit den wunderbaren Theateraufführungen in der Kirche, die schönen Sommerfeste im Garten, die gemeinsam mit den Eltern gestaltet wurden und die Beratungsarbeit mit den Eltern. Die Kinder unseres Kindergartens haben ein Netz über Pankow gezogen – in die evangelische Schule, in den Spielzeugladen „Wilde Schwäne“, in den Teeladen in der Florastraße und an viele andere Orte. Ihr habt euch als Kinderarten immer als ein Teil der Gemeinde und ihr zugehörig empfunden.

Eure Arbeit war und ist Gemeindeaufbau. Die Wurzeln vieler Gemeindemitglieder wurden in diesem Kindergarten gelegt, dann ging´s zur Christenlehre, dann zum Konfiunterricht, dann in die JG und dann schließlich vor den Traualtar mit den eigenen Kindern.

Du, liebe Regine, hast über 30 Jahre diese Arbeit mitgestaltet und geprägt, hast Höhen und Tiefen erlebt, die Freude über Gelungenes und die Verzweiflung über Gescheitertes erfahren.
Es gab so manche Krise im Team zu überwinden und so manche Stürme im Ablauf zu managen.

Für Deine Mühen, Deine Phantasie und Kreativität sind wir Dir sehr dankbar.

Du hast gesagt, dass Du jetzt in Frieden gehen kannst. Noch hängt das Alte Dir an, aber auch die Zukunft zeigt sich schon in neuen Farben und Tönen.

Wir wünschen Dir, dass Du die göttliche Hand, die Dich bis hierher geführt und geschüzt hat, weiterhin spürst,
wir wünschen Dir, dass Du in dunklen Zeiten das Licht und die Wärme Gottes erfährst und wir wünschen Dir auch weiterhin das Vertrauen, Dein Schicksal in die Hände Gottes zu legen, wie Du es bis jetzt immer getan hast.

Gott segne und behüte Dich, er bewahre dich vor allem Bösen und stärke Dich zu allem Guten.

Amen