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Predigt · Sonntag Oculi · 3. März 2024 · Pastor Thies Gundlach · Predigtreihe „Casper David Friedrich“ I

Posted on Mrz 4, 2024 in Predigten
Predigt · Sonntag Oculi · 3. März 2024 · Pastor Thies Gundlach · Predigtreihe „Casper David Friedrich“ I

Um die Gedankengänge besser nachvollziehen zu können, ist hier der gesamte Gottesdienst mit Gebeten und Einführung wiedergegeben.

Musik: Dr.Rudite Livmane und Antje Elger

Klaviervorspiel: Robert Schumann

Pfarrer = Liturgische Begrüßung

Wir feiern diesen GD in Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat

Der Herr sei mit Euch, und mit deinem Geist.

Begrüßung – Kurze  Einführung:

Eine Predigtreihe zu CDF, beginnend am Sonntag „Okuli“, am Sonntag des Sehens, das ist der Versuch, ein Gegenwartsthema so aufzunehmen, das es auch als geistliches, spirituelles Thema sichtbar wird. Es ist gleichsam der umgekehrte Weg im Gottesdienst: Normalerweise gehen wir von einem Bibeltext aus und versuchen so gut wir können, eine Relevanz für die Gegenwart zu finden. Nun aber wollen wir drei Sonntage lange von einem relevanten Ereignis der Gegenwart auszugehen, um zuletzt ein Wort der Hl. Schrift verständlicher zu machen. Und dass CDF eine sensationelle Bedeutung in unseren Tagen hat, zeigen allein die Besucherzahlen in der Ausstellung in HH: manche Besucher beschweren sich schon über die Fülle. Insofern sitzen Sie heute Morgen bei uns in der 1. Reihe. Allerdings verzichten wir während der Reihe auf die Feier des Hl. Abendmahls, es wird sonst viel zu viel. 

CDF ist am 5. September 1774 als 6. von 10 Kindern in Greifswald geboren. Daraus kann man zwei Dinge folgern:

1. Wir feiern in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag; und 2.: der liebe Gott verschenkt Begabungen wirklich nach seinem freien Willen. CDF ist nach Stationen in Kopenhagen, Dresden, Greifswald am 7. Mai 1840 in Dresden gestorben. Er gehört damit zu einer der interessantesten Generationen überhaupt, die als Kinder nicht nur die heraufziehende Technisierung und Kapitalisierung des Lebens erlebte, sondern mit der Französischen Revolution und den napoleonischen Befreiungskriegen auch die Geburt eines liberalen Nationalbewusstseins, der durch die Restauration eines wiedererstarkten Fürstentum zum sog. Vormärz führte. Die Revolutionszeit um 1848 selbst erlebte CDF nicht mehr, er war aber zeitlebens ein wenn auch zurückhaltender, aber eindeutig liberaler Zeitgeist.

In dieser Predigtreihe wollen wir Ihnen drei verschiedene, in unseren Augen zentrale Bilder von CDF vorstellen und interpretieren, wobei wir darauf achten wollen, dass wir keinen kunstgeschichtlichen Vortrag halten, sondern Wege zu einem geistlichen Interpretation der Bilder finden. Deswegen kommt nun an Stelle der biblischen Lesungen eine Bildbeschreibung und in der Predigt eine hoffentlich inspirierende Interpretation. Und wir verzichten auf Abendmahlsfeiern während der Reihe, um sie nicht zu überborden.

Danken möchte ich vor allem Rudite Livmane, die Musik für die Gottesdienste ausgesucht hat, die aus der gleichen Zeit stammt und eben damit auch zur „Romantik“ gehört; und auch die ausgewählten Lieder versuchen diese „romantische“ Stimmung aufnehmen.

Lied: EG 482, 1 – 5: „Der Mond ist aufgegangen“

Psalmgebet: Ps 34  = EG 718

Kyrie – Gebet

Gott, unsichtbar bist du und verborgen sind deine Werke,

wir sind oft blind und können dich nicht sehen.

Darum bitten wir dich,

öffne unsere  Herzen, die Augen unserer Seele,

öffne unseren Geist, die Ohren unseres Inneren,

daß wir spüren können deinen Segen.

Jetzt in dieser Stunde und auf allen unseren Wegen ,

Darum bitten wir Dich im Namen unseres Herrn und

Bruders Jesus, der mit dir und dem heiligen Geist lebt

und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

Klaviermusik:  „Weiße Landschaft“ von Peteris Vasks.

„Lesung“: Was zu sehen ist : „Die Abtei im Eichwald“ (Eldena), 1810
Link zum Bild

CDF ist ein malerischer Revolutionär, weil er den Betrachter immer wieder dazu bringt, sich selbst in seinem Betrachten der Bilder zu reflektieren. Man sagt ja immer, dass er keine Köpfe zeichnen konnte, aber der eigentliche Grund für all die Rückenansichten der Menschen auf seinen Bildern ist ein anderer: CDF möchte, dass wir uns selbst bewusst werden als Betrachter von Betrachtern der Landschaften, dass wir also eine zweite Ebene einnehmen und dem schauenden Menschen im Bild zuschauen. Es ist, als schaute eine Möve einer Möve beim Fliegen zu. Das ist ein fundamentaler Gegensatz zur bisherigen Landschaftsmalerei, die durchweg den Versuch macht, schöne, ideale Landschaften darzustellen; man wird gleichsam ins Landschaftsbild eingeladen. CDF dagegen will keine schöne Landschaft malen, sondern erhabene! Die Landschaften, die er malt, gibt es gar nicht! Auch den berühmten Rügenfelsen gibt es so nicht. Er will keine Porträts malen, sondern Interpretationen von Landschaften, die eine Stimmung, eine Atmosphäre, einen Verweisungscharakter haben. CDF malt die Landschaft befremdlich, er  verfremdet sie, damit wir die Bilder nicht einfach genießen nach dem Motto: ach wie schön! Sondern damit wir sie sinnieren, meditieren und reflektieren.

Schauen Sie nun einmal unter diesem Gesichtspunkt das Bild „Abtei im Eichwald“ an, dass CDF zusammen mit dem Parallelbild „Mönch am Meer“ im September 1810 in Berlin ausgestellt hat. Er wurde von keinem Geringeren als dem Jahrhunderttheologie DFE Schleiermacher nach Berlin gelockt und hatte mit seinen beiden Bilder einen sensationellen Erfolg. Das Bild führt uns Betrachter an die Grenze der Verstehbarkeit, an das Ende der Rationalität; CDF selbst schreibt: „Jetzt arbeite ich an einem großen Bilde, worin ich das Geheimnis des Grabes und der Zukunft darzustellen gedenke. Was nur im Glauben gesehn und erkannt werden kann, und dem endlichen Wissen der Menschen ewig ein Rätsel bleiben wird.“ Beide Bilder wenden sich gegen die „Wut des Verstehens“, wie es bei ihm heißt, gegen den rationalistischen Zugriff, der alles verstehen, einsortieren und ordnen will.

Auf den ersten Blick sind viele Bildgegenstände zu sehen, Motive, die man leicht für  Zeichen und Hinweise auf eine sterbende Kultur halten kann: da ist die gotische Ruine von Eldena, sie hat ihre beste Zeit offensichtlich hinter sich, es gibt kein Dach als Schutz, keine Fenster, die Kirche ist so trostlos wie die alten Eichen ohne Laub, die die Ruine umstehen. Auch das Licht ist äußerst reduziert, angedeutet durch die schmale Mondsichel; es ist wahrlich kein schönes Bild, es ist braun und unscharf, nur der Horizont ist etwas heller. Vor der Ruine stehen viele Grabkreuze, die z.T. wie schwankend im Wind aussehen, eine Grabpflege hat es offensichtlich seit Jahren nicht gegeben. Unten am Bildrand kann man eine Gruppe von Mönchen sehen, die einen Sarg tragen und in die Kirchenreste hineintragen, offenbar ein Trauerzug zu einer Totenfeier. Man braucht jetzt nicht viel Phantasie, um eine rationale Interpretation der Bildgegenstände zu finden: eine Kirche aus der längst vergangenen Epoche der Gotik, in die ein Toter aus der längst sterbenden Lebensform der Mönche hineingetragen wird, um dann auf einem längst vernachlässigten Friedhof beerdigt zu werden.

Aber dann kommt ein zweiter Blick hinzu: der braune Nebel in der unteren Hälfte des Bildes, der braune Klang über der ganzen Szenerie überführt alles in eine Art Unsichtbarkeit, in eine Unschärfe, bei der man nicht genau weiß, ob er die Bildgegenstände eigentlich verhüllen oder freigeben will. Manchmal dominiert der Eindruck, der Nebel soll die Szenerie verunklaren, die Erkennbarkeit reduzieren, aber im gleichen Augenblick öffnet sich der Nebel und lässt Kreuze und Mönche, Bäume und Kathedrale doch erkennbar werden. Und genau diese „getrübte Transparenz“ ist beabsichtigt, dieses Schweben, diese Unschärfe, diese Verhüllung der Sichtbarkeit, diese Sichtbarkeit im Verhüllten. Denn nun schwankt der Betrachter weg von den Bildgegenständen Ruine, Mönche, Sarg usw. hin zu der Frage nach dem Sehen selbst, nach dem, was ich erkenne und was da szenisch inszeniert ist. Man tritt zurück von den einzelnen Bildmotiven und schaut sich selbst als Betrachter beim Betrachten des Bildes zu. Stehe ich vor dem Nebel, der mir die Sicht erschwert, oder stehe ich mitten im Nebel und kann dennoch einiges erkennen? Bin ich Teil der Unschärfe oder schaue ich auf Unklarheiten? Wo ist überhaupt mein Ort als Betrachter? Im Grunde pendeln man so immer zwischen rationalem Erkennen von Bildmotiven und der Reflexion der Bildinszenierung. Wir befinden uns auf der Grenze, auf einer Schwelle zwischen Erkennen und Erahnen, zwischen Sehen und Glauben – und genau diese Schwelle signalisiert das noch offene, unbenutzte Grab im Bildvordergrund als Schwelle zwischen Tod und ewiger Ruhe.

Musik: Duetto op. 36 nr8. von F. Mendelssohn – Bartholdy

„Predigt“: Was zu verstehen ist – Auslegung des CDF-Bildes 

Es gibt, liebe Gemeinde, ungezählt viele Interpretationen dieses Bildes und da ich mich auch gar nicht erst als Kunstexperte aufspielen will, gebe ich vorab zu:
Mein Zugang zu diesem CDF-Bild „Abtei im Eichwald“ ist hoch subjektiv und mindestens so sehr geprägt von meinen allgemeinen Verständnis der Romantik wie von diesen konkreten Bild. Vor allem aber nehmen sie Fragen auf, die sich mir aus unserer heutigen Situation ergeben: Warum eigentlich wecken die Bilder von CDF ein so riesiges Interesse? Was ist das Geheimnis ihrer Faszination? Was sagen sie uns mitten in all unseren Krisen und Verunsicherungen?

Die Bilder wollen eine Stimmung erzeugen, eine Atmosphäre entstehen lassen, sie wollen Erhabenes darstellen und Rätselhaftes entfalten, um so Geheimnisvolles sichtbar zu machen an der Grenze der Verstehbarkeit. CDF selbst schreibt an einer Stelle zu unserem Bild: „Was nur im Glauben gesehn und erkannt werden kann und dem endlichen Wissen des Menschen ewig ein Rätsel bleiben wird.“ Das Bild thematisiert zuerst einen traurigen Abschied und eröffnet dies sodann mit einer großen Sehnsucht und schafft so – drittens – einen nicht rationalisierbaren Trost. Mit diesem Dreischritt stehen die Bilder von CDF in meinen Augen für die Ästhetisierung des christlichen Glaubens, die die Romantik insgesamt leistet.

I.

Es ist ja eine merkwürdige Spannung, die wir mit der „Abtei im Eichwald“ zugemutet bekommen. Einerseits sind  eine rettungslos verfallene Kirche und ein dunkler Trauerzug zu sehen; Abschied, Weggang, Wehklage und Sterben signalisiert das Bild. Es wohnt dem Bild eine tiefe, dunkle Trauer inne, es ist, als sei der braune Nebel gar kein Nebel, sondern ein durch Tränen verschwommener Blick auf eine Welt. „The winter is coming“ – so würde es in der Serie “Game of Thrones“ heißen. Und zugleich eröffnet das Bild Assoziationen von heiler, unverletzter Natur, eine zeitlose Idylle, eine zarte Erhabenheit, die eine ungefährdete Ganzheit und unverletzte Vollkommenheit erahnen lässt. Alles scheint dem Tode nahe und dennoch assoziieren wir eine heile Welt: Es rauscht keine Straßenbahn durchs Bild, es dampft kein Schornstein im Hintergrund, es liegt keine Hochhaussiedlung am Bildrand, die Welt ist unberührt, jungfräulich, unbelästigt, sie erinnert uns an eine zwar alte, aber unverdorbene Schöpfung. Das ist jene merkwürdige Spannung, die das Bild durchzieht: zugleich Abschied und Sehnsucht, Weinen und Hoffnung, Kummer und Versöhnung. Es ist als habe CDF einen Ahnung davon malen wollen, dass diese unberührte, ungefährdete Winterlandschaft alsbald verschwinden wird, als werde ein Herbst über die Landschaft kommen, die ihre Schönheit, ihre Stille, ihre Einfachheit und Erhabenheit zerstört. Und tatsächlich glaube ich, dass die „Romantiker“ eine frühe Ahnung hatten von dem Preis, den die Natur und der Mensch mit der Industrialisierung, der Kapitalisierung und der Dynamisierung der merkantilen Gesellschaft zu zahlen haben werden. Romantiker sind Seismographen, gleichsam Frühwarnsysteme, die die Verluste ahnen, die die Heraufkunft der modernen Welt mit sich bringen wird. CDF trauert um eine Welt, die es zwar noch gibt, von der er aber ahnt, dass sie unwiederbringlich verloren gehen wird, weil der Machermensch, der „homo faber“ sie in Gefahr bringt.

II.

Diese Grundspannung zwischen Ästhetik des Bildes und Kummer der Bildgegenstände erfüllt mich zugleich mit einer Sehnsucht, einer Hoffnung, die ich gar nicht erklären, sondern nur ahnen kann. Diese geheimnisvolle, nebelverhangene Gegend lädt mich in wunderbarer Weise ein zum Verweilen, sie verzaubert mich trotz oder gerade wegen der traurigen Abschiedsatmosphäre. Das Heile, Unzerstörte macht das Bild zu einer Art Verheißung, einer Prophetie der Einstimmung in eine stille Ewigkeit, einer unzerstörbaren Tradition, die ich bestaune und die mich heilen kann. Das weiche, zarte Licht im Nebel versetzt mich in eine Stimmung, die mich versöhnt und befriedet und herausnimmt aus all der Hektik, der Anstrengung, der Dynamik des Alltages, hinein in ein Ausatmen, ein Ankommen und Einstimmen, das mich mit einem Frieden beschenkt, der höher ist alle vernünftige Analyse des Bildes. Wir sehen Sterben, Tod und Trauer und ahnen zugleich Heilung, Hoffnung, Hilfe. Der Trauerzug wird mönchischer Lobgesang und das offene Grab ist keine Drohung, sondern Verheißung eines ewige Friedens. Suche ich ein Wort für diese Atmosphäre, spreche ich von erhabener Wehmut: das Bild lässt ein Ach und Weh anklingen, das zugleich voller Mut ist, voller Dankbarkeit und Einstimmung in das, was ist. CDF ist ein Zauberer der Verwandlung, er macht aus Abschied Sehnsucht und aus Trauer Tanz.    

III.

Im Grunde ist dies die Antwort aller Romantik bis heute auf jene Verlusterfahrung: denn verloren geht Heimat, die Heimat der Landschaft, die Heimat der stabilen Lebensformate, die Heimat auch des Glaubens. Rechts und links übernehmen nun die Macher, die Rationalisten, die Technizisten das Kommando. Die selbstver-ständliche Einbettung in eine vorgegebene Welt, in eine immer schon fürstliche Obrigkeit, in einen unhinterfragten Glauben und in eine ebensolche Kirche wird abgelöst von einer Welt französischer Revolution, militärischer Rationalität, wirtschaftlicher Ausbeutung und rationaler Moral. Der Mensch macht sich seine Welt untertan, er belässt sie nicht mehr wie sie war, er verlernt, sie zu betrachten und anzuschauen, zu genießen und zu pflegen, sie gleichsam in Ruhe zu lassen und zu bestaunen. Sein Blick wird ein Verwertungsblick: statt Landschaften zu genießen dominiert die Immobilienfrage: Lage, Lage, Lage. Und mit der Ahnung dieser grundstürzend neuen Haltung zu Natur und Tradition, zu Landschaft und Gesellschaft geht der Romantiker ins Gericht. Die Aufklärung hatte aus dem christlichen Glauben eine allgemein einsichtige Moral gemacht, blutleer, aber richtig. Doch alles, was mehr war als anständiges Benehmen verkümmerte, Trost und Güte, Liebe und Vergebung, Trauer und Hoffnung, alle Schlüsselbegriffe des Glaubens wurden wegrationalisiert. Dagegen malte CDF mit allen Romantiker zusammen an, dagegen musizierte der frühe Beethoven, die Schumann`s, der frühe Wagner und viele, viele andere, dagegen schrieben die Romantiker an und erträumten die Blaue Blume und das ideale Mittelalter. Sie alle wollten ihre Welt daran erinnern, dass rationale Nüchternheit auch ein unendlicher Verlust bedeutet, weil das Geheimnisvolle, das Unverstandene, das Unerklärliche verloren geht – und – wie jeder weiß – als Schatten wiederkommen. Auch unsere heutige Bilderwelt ist voll von diesen Erzählungen, dieser Sehnsucht nach Geheimnis und Irrationalem, man kann den Erfolg von Harry Potter, Game of Thrones und Herr der Ringe sonst gar nicht anders erklären. Nur dass uns heute diese Verzauberung auch gleich in den Bildern mitgeliefert wird, während CDF diese „getrübte Transparenz“ noch mit seinem Bilder erzeugte. Er ist eben der Maler der Epoche, der Maler der Theologie DFE Schleiermachers, der nicht mehr dogmatische Sätze, sondern das „Gefühl schlechthinniger Abhängigkeit“ zum Kern des Glaubens machte. Religion sei „Sinn und Geschmack für`s Unendliche“, schrieb er und Glaube habe eine „eigene Provinz im Gemüt“, die weder ein Wissen noch ein Tun sei, sondern die Bestimmtheit des Gefühls sei. Dieser Glaube, dieses Gefühl, diese Stimmung des Herzen, diese Ahnung des Gemütes kann CDF malend einfangen und erfolgreich hervorrufen. Er ist der Maler dieses Sehens und so der Prophet einer Ästhetisierung, der einer Landschaft eine Erhabenheit hinzusetzt, die eine geistliche, eine spirituelle Kraft ahnen lässt. Und weil seine Bilder so Einstimmung, Zustimmung, Einwilligung freisetzen, rennen so viele von uns wie eine verunsicherte Herde in CDF-Ausstellungen. Seine Bilder verwandeln unsere so aufgeschreckten Seelen in Zuversicht, aus Abschied wird Trost, aus Kummer wird Einstimmung und Sterben wird Gewinn einer ewigen Ruhe. Das alles aber kann man nur im Glauben sehen. Amen    

Klaviermusik: Beethoven 7. Symphonie, 2. Satz

Biblische Lesung 1 Kor 13, 8 – 13

Welcher biblische Text klingt an? Es gäbe viele Möglichkeiten, aber ich lese aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther im 13 Kapitel:

8Die Liebe höret nimmer auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. 9Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. 10Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.11Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. 12Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. 13Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“

Credo

Lied: 477,1. 4 -7: „Nun ruhen alle Wälder“

Fürbitten

Gott, unfassbar groß ist das Geheimnis deiner Gegenwart,

Du rufst die Stummen, daß sie von dir reden,

du rufst die Blinden, daß sie dich sehen,

du rufst die Tauben, daß sie dich hören,

groß ist dein Geheimnis, Staunen unsere Antwort.

Wir bitten dich,

sieh nicht an unsere Ferne, durchdringe unsere Distanz,

sei uns ein naher Gott, ein Fels unserer Seele,

eine Burg der Wahrheit, auch gegen uns selbst.

Schütze uns vor aller Selbstgerechtigkeit,

hilf uns gegen alle Selbsterlösung,

daß wir niemanden mißbrauchen, niemanden benutzen,

die Natur nicht, unseren Nächsten nicht

und auch uns selbst nicht.

Wir bitten dich, Gott, heute für alle Menschen,

die die Wahrheit sehen und sagen sollen,

die Politiker*innen in den Parteien,

die Journalisten*innen in den Zeitungen,

die Männer und Frauen hinter allen Bildern unseren Tagen,

sei Ihnen Wahrheit und Gewissen, wehre allem Lug und Schein

und mache Sie und uns alle

tapfer bei dunklen Nachrichten,

würdig in traurigen Nachrichten,

lehre sie und uns alle sehen und unterscheiden

Wahrheit und Sensation, Klarheit und Hysterie!

Gott, wir bitten dich für alle, die innerlich verloren gehen,

die keinen Halt finden in sich selbst,

die keine Hilfe haben an sich selbst,

die keine Hoffnung trägt und keine Liebe behütet,

sende deine heiligen Engel, ihnen zum Trost, zur Kraft

und zum Auferstehen aus ihrem Jammer.

Gott, heilige du auch uns,

dass wir still vor dir werden,

sei bei uns, wenn wir in der Stille zu dir beten:

Stille  –  Vater unser

Lied: EG 488 „Bleib bei mir, Herr“ 

Abkündigungen

Segen

EG 421: Verleih uns Frieden 

Nachspiel